Gewaltprävention Notizen

02.11.2020

Deeskalation kannst du erst bei anderen anwenden, wenn sie bei dir selbst funktioniert.

Lerne dich selbst sehr gut kennen. Lerne dich selbst zu deeskalieren, erst dann bist du fähig, geeignet Deeskalation in der Interaktion mit Mitmenschen anzuwenden.

Solange du im Ich-Gefühl gefangen bist, bist du angespannt, ängstlich und bedürftig nach Bestätigung, Anerkennung, bist du gewinn- und siegorientiert. Das ist das Ich-Konzept von uns selbst. Es besteht aus Vorstellungen und Gefühlen darüber, wer ich bin. Dieses Ich-Konzept fühlt sich als eine feste Substanz an, ein Ding, das natürlich verteidigt werden muss.

Somit kämpft in einer angespannten Situation dein Ich gegen ein anderes Ich, dein Konzept gegen ein anderes Konzept. Mit dieser Voraussetzung kann es nur Verlierer geben. Auch wenn du den anderen platt machen kannst, mundtot machen kannst, hast du trotzdem verloren. Das zeigt dir das unbefriedigende Gefühl, das du nach so einem «Sieg» mit dir herumträgst.

Deeskalation beginnt mit der primären Gewaltprävention, mit dem Kennenlernen seines eigenen Agressions- und Gewaltpotenzials in speziellen, herausfordernden Situationen. Wenn du dein eigenes Potential kennst, dann kannst du mit dem Training beginnen, dich selbst in angespannten Situationen zu deeskalieren. Entdecke dein Wesen und löse dich von deinem Ich-Konzept: Dann entdeckst du die anderen Wesen.

In meinem Gewaltpräventionskurs vermittle ich die verschiedenen Möglichkeiten des sich-selbst-Kennenlernens und der Selbstdeeskalation.

Auch meine Taiji-Kurse sind sehr gut dazu geeignet, sich kennenzulernen da du in den Partnerübungen genau mit dem Thema Selbst-Deeskalation ständig stark konfrontiert wirst.


10.04.2018

Wenn Dir ein schwieriger Einsatz bevorsteht

Bleib bei Dir.
Wie geht das?
Nimm Dir kurz Zeit für Dich, bevor Du in die Wohnung gehst. Mach als Stärkungsübung die Siegespose – das füllt Dich sofort mit positiver Energie. Falls es nicht möglich ist, stell Dir vor wie Du gerade gewonnen hast und die Pose einnimmst.

Bleib einen Moment ruhig stehen und spüre deinen Körper von unten bis oben. Spühre in ihn hinein und probiere so viel wie möglich wahrzunehmen wie sich dein Körper anfühlt und was in ihm in diesem Moment alles so passiert. Bewerte nichts, beobachte nur.

Beobachte welche Gefühle sich gerade zeigen. Benenne jedes Einzelne und heiss es willkommen. Du darfst Angst haben, verunsichert, frustriert oder aufgewühlt sein falls sich diese Gefühle stark zeigen. Nimm sie an und kämpf nicht dagegen an. Sobald Du sie akzeptierst werden sie Dich unterstützen. Bewerte nichts, beobachte nur, nimm war.

Beobachte Deine Gedanken. Sagen Sie Dir, dass der Klient schwierig ist?
Was wäre, wenn Du den Gedanken nicht hättest?
Was wäre, wenn du jedes Mal neutral Dir und dem Klienten gegenüber trittst?

Wenn Du beim Klienten bist, konzentriere Dich weiter darauf Dein Körper zu spüren. Das hilft Dir bei Dir zu bleiben. Zeig dem Klienten das Du Verständnis für seine Situation hast. Erkläre ihm emphatisch und höflich, wie schwierig es für Dich ist deine Arbeit auszuführen, wenn er Dich durch seine Gesten und Äusserungen verunsichert. Sag Ihm wie Du dich fühlst, wenn er Dich unangemessen anspricht. Nutze die Strategien von Detektiv, Thermometer und aktivem Zuhören. Arbeite daran ein gutes Gefühl zur Situation zu bekommen so dass Du Dich zufrieden fühlst, wenn Du nach dem Einsatz den Klienten verlässt. So trägst Du keine schlechten Gefühle mit Dir herum. Sei nicht enttäuscht, wenn es mal nicht klappt. Du weisst Du hast dein Bestes gegeben.


22.11.2017

Interpretieren

Die Fähigkeit zu interpretieren ist entscheidend für unsere Entwicklung. Wir erlernen sie aus Erfahrung, Wissen, Abgeschautem, Erlebten usw.

Das Interpretieren verursacht aber auch Probleme im Umgang mit unseren Mitmenschen. Wenn wir in Kontakt mit Mitmenschen sind, sind wir ständig am interpretieren. Auf Grund von Aussehen, Kleider, Haarschnitt, Bewegung, Sprache, Händedruck usw. bewerten wir eine Person in Sekundenschnelle. Aber eben, es ist nur eine Interpretation und nie die Wahrheit, weil wiederum Jeder in seiner eigenen vermeintlichen Wahrheit lebt.
Die richtigen, einladenden oder treffenden Worte, das betonen der Worte an der richtigen Stelle im Satz sowie die Satzstellung so zu wählen, dass das was ich sage so ankommt wie ich es meine, ist schon eine Kunst für sich. Das Richtige daraus zu hören und zu verstehen was gemeint ist – ohne zu interpretieren – ist genauso schwierig.

Je nach kulturellem Hintergrund und Umfeld in dem man aufgewachsen ist, wird anders mitgeteilt und anders interpretiert. Jede Kultur, Jedes Land, jede Region und Religion hat ihr eigenes Sprach- und Verstehverständnis. Dazu kommt noch, dass wir eher dazu geneigt sind mit dem emotionalen, statt mit dem sachlichen Ohr hinzuhören, was meist zu zusätzlichen Missverständnissen führt. Wenn wir fähig wären beim Sprechen sowie beim Zuhören alle Aspekte die uns beeinflussen, wie Kultur, Region, Vorurteile betreffend Äusserlichkeiten oder Religion, zu erkennen und miteinzubeziehen; wenn wir Menschen mit wirklichem Interesse und Verständnis begegneten, würde es wahrscheinlich weniger Missverständnis geben.

Es wäre interessant zu wissen wieviel Leid und wirtschaftlicher Misserfolg durch neutrales, verständnisvolles und interessiertes Hinhören und Sprechen Jahr für Jahr verhindert werden könnte.

Das was zu uns gesprochen wird, bekommt je nach unserer Interpretation eine andere Bedeutung. Hier ein paar Beispiele zum Durchlesen. Beachten Sie was passiert, wenn Sie einerseits mit dem emotionalen Ohr zuhören (interpretieren) oder andererseits mit dem Sach-Ohr hinhören.

Wann sind Sie fertig mit der Arbeit
Wann sind Sie fertig mit der Arbeit
Ist die Arbeit bald fertig
Ist die Arbeit bald fertig
Wann sind Sie fertig mit ihrer Arbeit
Wann sind Sie endlich fertig mit der Arbeit
Wann sind Sie endlich fertig mit der Arbeit


27.10.2017

Comic von islieb.de

Während eines Gespräches denken wir oft eher daran, was wir als Nächstes sagen wollen, als dass wir aktiv mit allen Sinnen zuhören was erzählt wird. Unser Gegenüber merkt meist sofort, ob wir dem Gespräch folgen, oder uns eifrig damit beschäftigen, was wir antworten werden. Man unterscheidet zwischen dem Hören, Hinhören und Zuhören.

Hören

Ich höre mehr oder weniger was gesagt wird, aber ich bin gleichzeitig Gedanklich und Körperlich mit anderen Dingen beschäftig. Ich folge dem Gespräch nur sporadisch und unterbreche den Gesprächspartner immer mal wieder um Ratschläge zu erteilen oder meine Meinung kundzutun.

Hinhören

Den grössten Teil nehme ich war vom Inhalt des gesagten, jedoch interessiert mich der Gesprächspartner nicht wirklich. Ich bin ruhig, höre hin, bemühe mich aber nicht wirklich zu verstehen was der andere meint. Emotional bin ich distanziert zum Erzähler. Ich beteilige mich weder Verbal noch Nonverbal am Gespräch.

Zuhören

Richtig zuhören heisst Anteilnehmen. Ich nehme mit allen Sinnen als ganze Person meinen Gesprächspartner wahr. Ich spüre am ganzen Körper was mir gerade jetzt in diesem Augenblick erzählt wird. Ich bin im Jetzt – nicht am Zurechtlegen einer Antwort, in der Zukunft. Mit Rückfragen verhindere ich Missverständnisse durch Interpretation des erzählten. Mit Nonverbalen Gesten wie nicken, Blickkontakt und evtl. Notizen machen, zeige ich meinen Gesprächspartner das meine ganze Konzentration bei Ihm ist und dem was er mit gerade erzählt. Bei Problemen versuche ich authentisch und ehrlich die Hintergründe mit Verbaler Beteiligung am Gespräch ausfindig zu machen um zu verstehen was mein Gesprächspartner wirklich belastet oder verärgert.

Verbale Beteiligung beim Zuhören

Zustimmen: Ja, Ich verstehe, Da gebe ich dir recht
Nachfragen: Kannst du das bitte noch genauer erklären?
Gesagtes in regelmässigen Abständen in eigenen Worten wiederholen, nachfragen, zusammenfassen

Unbedingt

Die eigene Meinung vorerst zurückhalten
Pausen aushalten und nicht dazwischenreden
Nicht mit dem beschäftigen, was ich sagen will
Nutze die Redezeit des Gesprächspartners zum Zuhören und nicht zum Nachdenken oder vorbereiten einer Antwort.
Fasse in eigenen Worten das Gehörte zusammen und fragen nach, ob das so stimmt. Das baut Missverständnissen vor.

Nonverbale Beteiligung beim Zuhören

Offener Blick, Blickkontakt halten
Nicken
Notizen machen
Wahrnehmen, welches Gefühl die andere Person in dir auslöst und dieses Gefühl annehmen. Die andere Person wird sozusagen dieses Gefühl – und damit verbindest du dich.

Training

Im Alltag, in der Familie oder unter Freunden kannst du das aktive Zuhören sehr gut trainieren. Nutze jede Gelegenheit eines Gespräches, gleich mit wem du es führst zum verbessern Deiner Zuhör-Kompetenzen. Nimm dir vor, jeden Tag einen Punkt des Aufgelisteten umzusetzen – bei jeder Gesprächsgelegenheit, die sich dir bietet. Schnell wirst du merken wie positiv sich Dein Gesprächsverhalten auf Dich und Deinen Gesprächspartner auswirkt.

Liste

• Nehme den Gesprächspartner ernst.
• Gib dem Gesprächspartner Zeit sich zu erklären, Dampf abzulassen; lasse ihn ausreden.
• Lasse ihn die Dinge aus seiner Sicht zusammenfassen.
• Mit dem Zuhören kannst du Informationen sammeln und diese notieren.
• Würdige seine Wut oder den Ärger mit Nachfragen und Verständnis, so wird es wieder sachlicher.
• Vermittle dem Anderen immer wieder verbal und nonverbal das du ihn gehört und verstanden hast.
• Kämpfe nicht gegen die Person an, sondern setze dich für die Sache ein
• Beschreibe die Fakten oder was du gerade fühlst
• Fange nie an dich zu verteidigen oder rechtfertigen
• Urteile nicht, lasse dem Anderen seine Sicht der Dinge
• Fasse das Gesagte ab und zu zusammen. So entsteht Klarheit über das Gesagte.
• Zeige dem Anderen, dass du ihn gehört hast und wirklich verstehen willst.
• Bieten Alternativen an, wenn die Möglichkeit dazu besteht.
• Arbeite von Anfang an daran, gemeinsam eine Lösung zu finden.

Comic von islieb


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